«Können sie das?»
Frauen in technischen Berufen
Spenglerlehre, Job auf dem Bau, Höhenangst, zweite Lehre in der Sanitärtechnik, nun bei Geberit im technischen Service tätig. Eine klassische Karriere? Nicht für eine Frau.
Cornelia Hüssy lacht viel. Ihr fröhliches Gesicht erscheint auf dem Bildschirm, sie ruft per Video-Telefonie aus dem Auto an. Gerade hat sie etwas Zeit, zwischen zwei Kundenterminen, und da es an diesem Tag regnet, bleibt sie in ihrem Service-Wagen sitzen. «Können Sie das?», diese Frage hört Cornelia Hüssy häufig. Meist stellen diese Frage die Kunden. Von Kundinnen hört Cornelia Hüssy eher: «Es ist so erfrischend, eine Frau zu sehen» oder manchmal sogar: «Zum Glück sind Sie eine Frau, da kann ich offener mit Ihnen reden.» Badbereich ist Intimbereich. «Klar, kann ich das», antwortet Cornelia Hüssy den Skeptikern unter ihren Kunden und macht sich an die Arbeit.
Es lag in den Genen
Es ist nicht so, dass es Cornelia Hüssy mit frauentypischen Berufen nicht versucht hätte. Im Gegenteil: «Ich war überall schnuppern», erinnert sich die 34-Jährige, «im Coiffeur-Salon, im Schuhgeschäft, in der Pflege.» Es hat nichts gepasst. Wie auch? Für die Tochter eines Sanitär- und Heizungsinstallateurs mit einem eigenen Geschäft im Kanton Bern stand früh fest, wo sie arbeiten wollte: Auf dem Bau. Ihr Vater hätte dreimal gefragt, ob sie sich sicher sei. Sie war sich sicher und schloss eine Berufslehre als Spenglerin ab. «Das ist ein sehr schöner Beruf», blickt sie heute zurück, «aber nichts für mich.» Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie unter Höhenangst leidet.
Zweiter Anlauf: Erfüllt.
Die zweite Berufsausbildung als Sanitärtechnikerin schloss sie im Betrieb des Vaters ab. Neun Jahre lang blieb sie im Familienunternehmen und teilte sich mit dem Vater die Arbeit auf: «Das war nicht nur einfach», schmunzelt sie. «Man ist und bleibt eine Tochter. Es fällt einem schwer, das Persönliche und Berufliche zu trennen.» Als sie mit ihrem Partner in eine gemeinsame Wohnung in Brittnau eingezogen ist, war die Zeit reif für den nächsten beruflichen Schritt: Seit Februar 2020 gehört Cornelia Hüssy zum Geberit Schweiz Service-Team – und ja, auch hier ist sie die einzige Frau.