Sie räumt Steine aus dem Weg
Leiterin der technischen Produktentwicklung in Ekenäs (FI)
Über sich selbst sagt sie, dass sie die «dummen» Fragen stelle. Um andere so zu Lösungen zu inspirieren. Ann-Charlott Nyberg leitet die technische Produktentwicklung im finnischen Keramikwerk in Ekenäs.
«Ich habe mich hierhin verlaufen und bin geblieben.» Wenn es um ihren Werdegang geht, nimmt Ann-Charlott Nyberg kein Blatt vor den Mund. Die Leiterin der technischen Produktenwicklung im Keramikwerk in Ekenäs hat einen Ingenieursabschluss in Geologie und Bergbau. Als Studienabgängerin lande man normalerweise in einem Bergwerk oder im Tunnelbau, wie sie erzählt.
Statt in den Untergrund zieht es die Finnin zur Sanitärkeramik. Nach einer Weiterbildung im Projektmanagement steigt sie 2003 bei der damaligen Sanitec als Produktmanagerin ein. Geplant war, ein halbes Jahr zu bleiben. Daraus sind 20 Jahre geworden.
Unlogisches Verhalten
Weit scheinen Keramik und Geologie nicht auseinanderzuliegen, aber die Bereiche seien tatsächlich sehr unterschiedlich. «Trotz der enormen Fortschritte in der Schlickerentwicklung scheint sich der keramische Rohstoff von Zeit zu Zeit immer noch unlogisch zu verhalten», erklärt Ann-Charlott Nyberg. Das bedeutet in der Praxis: Problemlösung am Laufmeter. «Auch wenn es klischeehaft klingt, ich lerne auch nach 20 Jahren noch jeden Tag etwas Neues dazu».
Das Wissen gebe man im Unternehmen bereitwillig weiter: «Bei uns hortet niemand sein Know-how.» Was sie weiter schätzt ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg.
«Dumme» Fragen als Inspiration
Die Abteilung von Ann-Charlott Nyberg macht Produktentwürfe reif für die Herstellung. Sie stimmt die Vorstellungen der Designer für ein neues Modell auf das Produktionsumfeld ab. Als in Ekenäs die neuste Druckgusstechnologie für wandhängende WCs eingeführt wurde, arbeitete die Finnin eng mit dem Lieferanten der Druckgussmaschinen zusammen, um Sanitärkeramiken zu produzieren, die sich qualitativ nicht von manuell gegossenen Modellen unterscheiden.
In ihrem Alltag ist die Produktentwicklerin gern möglichst nah am Projekt. «Meine Rolle besteht darin, den Ingenieurinnen und Ingenieuren in meinem Team Steine aus dem Weg zu räumen, damit sie ihre Arbeit machen können», erklärt sie. Und fügt lachend an: «Ich stelle die dummen Fragen. Und rede mir ein, dass ich mein Team damit zu Lösungen inspiriere».