Kompetenzen - Juli 2023

Skandinavische Kunst des Formenbaus

Kompetenzzentren für Werkzeugbau

Damit die im Druckgussverfahren produzierten Keramiken perfekt in Form kommen, bündelt Geberit in den skandinavischen Werken die Kompetenzen für den Formenbau. Neben dem schwedischen Werk Bromölla ist nun auch der finnische Standort Ekenäs ausgerüstet.

Stolz führt Johan Malmsten durch sein «Reich». Es ist frisch errichtet, so weiss gestrichen, dass es nahezu blendet. In silbernen Grossbuchstaben prangt ein Schriftzug an der Wand: «Ekenäs Tooling Center».

Modernste Fräsmaschine
Wie überall in der Keramikfabrik in Ekenäs, die an idyllischer Lage direkt am Finnischen Meerbusen liegt, herrscht auch hier Ordnung. Ein containerartiger Kasten mit Glasscheibe zieht die Blicke auf sich, darin ein Werkzeugarm. Es ist die brandneue CNC-Maschine, eine der modernsten auf dem Markt. «Sie kann zwischen 60 verschiedenen Werkzeugen wechseln», erklärt Johan Malmsten.

Der Finne ist Leiter des neuen Zentrums für den Werkzeugbau. Mit seinem Team sorgt er für den kontinuierlichen Nachschub von Formen für Sanitärkeramiken, die im Druckgussverfahren hergestellt werden. Denn: ohne Form gibt es auch keine Keramik.

Kunststoff statt Gips
Wie beim Backen geben die Gussformen dem Produkt die typische Form. Im Gegensatz zur traditionellen Keramikherstellung, die Gipsformen verwendet, kommen beim Druckgussverfahren solche aus Kunststoff zum Einsatz (siehe Box).

Deren Bedarf steigt in der Geberit Gruppe, denn das Unternehmen treibt die Automatisierung und damit auch die moderne Druckgusstechnologie voran (siehe Einblick). Hightech-Ausrüstung ebenso wie umfassendes Know-how sind dafür unerlässlich.

«Im Gegensatz zu Gipsformen, die das Ende ihrer Lebensdauer nach 80 bis 100 Abgüssen erreicht haben, können wir die aus Kunststoff 20’000- bis 40’000-mal einsetzen.»
Johan Malmsten, Leiter Werkzeugbau Ekenäs (FI)

Wissenstransfer von Schweden nach Finnland
Vorreiter in Sachen Kunststoff-Formenbau war das schwedische Schwesterwerk in Bromölla. Dort nahm man die Herstellung bereits 2012 in Betrieb. Die Kompetenz aufgebaut hat damals Dan Olsson, ein wandelndes Lexikon der Keramikproduktion und damals das schwedische Pendant zu Johan Malmsten. Er hat sein wertvolles und über die Jahre angestautes Wissen mit dem finnischen Team geteilt und beim Aufbau des Kompetenzzentrums in Ekenäs mitgeholfen.

Mittelfristig ist das Ziel, dass die beiden skandinavischen Werke alle gruppenweit benötigten Druckguss-Formen für die Keramikfertigung herstellen.


Die Vorteile des Druckguss-Verfahrens

Das Druckgussverfahren hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber der traditionellen Keramikproduktion. Erstens lassen sich grössere Stückzahlen produzieren, da man das Wasser mit Druck aus dem Schlicker presst und die porösen Kunststoffformen im Gegensatz zu Gipsformen nicht trocknen müssen. Zweitens halten Formen aus Kunststoff viel länger als solche aus Gips. «Im Gegensatz zu Gipsformen, die das Ende ihrer Lebensdauer nach 80 bis 100 Abgüssen erreicht haben, können wir die aus Kunststoff 20’000- bis 40’000-mal einsetzen», sagt Johan Malmsten.

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